Im vergangenen Jahr haben die deutschen Lebensversicherer rund 89 Milliarden Euro an ihre Kunden ausgezahlt. Ein Spitzenwert, der zu denken gibt. Denn die Unternehmen täten gut daran, ihre Kunden zur Wiederanlage ihrer ausgezahlten Policen zu bewegen. Das Potenzial, welches hier noch Brach liegt, ist jedenfalls gewaltig.
Wiederanlage von Policen: Potenzial längst nicht ausgeschöpft
Würde es den deutschen Lebensversicherern gelingen, mehr Kunden zu einer Wiederanlage zu bewegen, ließe sich der Bestand der Unternehmen zumindest teilweise sichern. Zu diesem Schluss kam die Ratingagentur Assekurata und spricht sich damit für ein verbessertes Wiederanlagemanagement der Versicherer aus. 88,9 Milliarden Euro wurden nur im Jahr 2016 ausgeschüttet – so viel wie nie zuvor. Allein dem Sondereffekt "Einführung des Alterseinkünftegesetzes" werden rund sechs Milliarden Euro zugerechnet, denn im vergangenen Jahr wurden jene Verträge fällig, die im Jahr 2004 kurz vor Ende der Steuerbefreiung für Ablaufleistungen noch abgeschlossen wurden. Zu den Voraussetzungen dieser Verträge gehörte eine Mindestlaufzeit von 12 Jahren.
Knapp 2.000 Versicherte hatten eine einmalige Kapitalauszahlung erhalten. Die Versicherer begegneten jedoch nicht einmal der Hälfte mit einem Angebot zur Wiederanlage, so die Agentur. Aus Analysen sei bekannt, dass rund ein Viertel jener Kunden, die ein Angebot zur Wiederanlage erhielten, dieses auch nutzten. Kunden, die sich nicht sicher sind, wie am besten zu verfahren ist, könnte man mit einer sogenannten "Parkmöglichkeit" entgegenkommen und so das Kapital kurz- bis mittelfristig im Unternehmen halten.
Kommunikation mit Kunden muss verbessert werden
Wichtig ist also vor allem die Kommunikation des Versicherers mit seinen Kunden, denn ein regelmäßiger Kontakt führt nachweislich zu doppelt so vielen Wiederanlagen. Vor allem kurzfristig erteilte Angebote bis drei Monate vor Ablauf der Police nehmen einen besonders hohen Einfluss auf die Entscheidung des Kunden, das Geld beim Versicherer zu belassen. Darüber hinaus fand die Agentur heraus, dass die Chancen für eine Wiederanlage deutlich besser stünden, wenn die Initiative vom Vertrieb des Unternehmens ausginge.
Grundsätzlich wird den Versicherern geraten, einen systematischen Informations- und Wiederanlageprozess zu etablieren, der über zielgruppengerechte Produkte verfügt. Dazu böten sich neben der Absicherung des Pflegerisikos auch Angebote zur Altersvorsorge an.