Wer in den 90er-Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, konnte dank einer vergleichsweise hohen Verzinsung noch einer sicheren Altersvorsorge entgegenblicken. Bis zu 7 Prozent machten die Kapitallebensversicherung damals zum Königsweg, wenn es darum ging, für die Jahre nach dem Erwerbsleben vorzusorgen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile sind wir bei einer Verzinsung von nur noch 2,4 Prozent angelangt bei einer stetig sinkenden Zahl an Neuabschlüssen.
Die Folgen der Niedrigzinsen
Noch gibt es rund 85 Millionen Lebensversicherungen. Das Geschäft lohnt sich mittlerweile jedoch weder für Kunden noch für die Anbieter selbst. Eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag sollte Klarheit darüber schaffen, inwieweit die Folgen der anhaltenden Niedrigzinspolitik die Kunden betreffen. Deren Geld wird derzeit in sichere Anleihen investiert. So sicher diese aber auch sein mögen, so wenig Zinsen werfen sie ab. Die Versprechungen von einst, bei denen von einer Mindestverzinsung von 4 Prozent die Rede war, setzen die Versicherer heute unter enormen Druck.
Infolgedessen mussten sie damit beginnen, eine Zinszusatzreserve aufzubauen, damit sich diese Versprechen langfristig überhaupt halten lassen. Dadurch wird jedoch auch das Budget geschmälert, welches anderen Kunden zur Verfügung steht. Lag der Rohüberschuss im Jahr 2000 noch bei über 26 Milliarden Euro, konnte man im Jahr 2016 nur noch auf magere 10,4 Milliarden verweisen – und das nicht zuletzt wegen der Zinszusatzreserve, ohne die es immerhin noch 22,7 Milliarden Euro gewesen wären.
Die Tricks der Lebensversicherer
Dass die Versicherten darunter zu leiden haben, hätte eigentlich durch das "Gesetz zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversicherte" verhindert werden sollen. Der Gedanke dahinter: Wenn die Branche mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, müssen auch die Eigentümer der Versicherer dafür geradestehen. Demnach sollten Gewinne nicht mehr an deren Eigentümer ausgezahlt werden, solange die Leistungen der Versicherungsnehmer gefährdet sind. Doch diese Regelung wird einfach umgangen.
Mit der Hilfe von Gewinnabführungsverträgen werden hohe Summen beispielsweise an Muttergesellschaften abgeführt. So konnten bereits im Jahr 2012 rund 350 Millionen aus den Unternehmen geschleust werden. Ein Vorgehen, das sich offensichtlich bewährt hat, denn im Jahr 2016 sind auf gleichem Wege schon 1,1 Milliarden aus den Unternehmen geleitet worden. Der Gesamtüberschuss der Branche belief sich nur noch auf 335,5 Millionen Euro, wo es 1,45 Milliarden hätten sein können.