Die Ratingagentur Assekurata hat bei den Lebensversicherern einmal mehr genauer hingesehen und dabei große Unterschiede im Hinblick auf die Ertragskraft einzelner Unternehmen aufgedeckt. Durch den sogenannten EKG-Check, was für Ertragskraft-Garantie-Check steht, wurden 75 Anbieter auf ihre Fitness hin überprüft und die Ergebnisse in einer Studie veröffentlicht.
Die aktuelle Studie der Assekurata nimmt die Break-Even-Nettoverzinsung genauer unter die Lupe, aus welcher die Mindestanforderungen an Kapitalanlageerträge abgeleitet werden. Im vergangenen Jahr lag der entsprechende Wert noch bei 3,15 Prozent und folglich über der Drei-Prozent-Marke. Laut dem Autor der Studie, Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse, hätte eine Nettoverzinsung unter 3,15 Prozent rechnerisch zu einem negativen Branchen-Rohüberschuss geführt. Diese Hürde sei jedoch faktisch mit 4,34 Prozent um 1,19 Prozentpunkte überschritten worden. Laut Heerman zeige sich diese Differenz auch in der Nettoverzinsungsmarge. Diese stelle den Saldo zwischen tatsächlicher Nettoverzinsung und Break-Even-Nettoverzinsung dar.
Nettoerlöse aus Kapitalanlagen könnten weiter schrumpfen
Die derzeit noch recht komfortabel erscheinende Marge ist jedoch in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Lebensversicherer hochverzinste Altpapiere verkauft haben, was der Finanzierung der Zinszusatzreserve dienen soll. Laut Heermann beeinträchtige dieses Vorgehen die Bestandszinsen der Kapitalanlagen sowie die Güte der Bilanzstruktur. So ließen sich bei einzelnen Versicherern große Unterschiede bei der Höhe der Marge feststellen, die sich zwischen null und zehn Prozent bewegt haben sollen.
Laut dem Geschäftsführer der Assekurata, Dr. Reiner Will, hätten vor allem jene Lebensversicherer mit den Auswirkungen der Niedrigzinsphase zu kämpfen, die hohe garantiefordernde Altbestände ihr Eigen nennen. Deutlich geringer fielen die Zinslasten bei Anbietern aus, die hohe Anteile im Biometriebereich und in der nicht-traditionellen Altersvorsorge besäßen. Es sei zu befürchten, dass die Nettoerlöse aus den Kapitalanlagen in den nächsten Jahren weiter schrumpfen könnten.
Studie lässt große Unterschiede erkennen
Mithilfe des Ertragskraft-Garantie-Profils (EKG-Profil) und der Ertragskraft-Garantie-Quote (EKG-Quote) war es der Assekurata möglich, die Wechselwirkungen zwischen Ertragskraft und Garantie sowohl messbar als auch zwischen den Anbietern vergleichbar zu machen. Garantiebedingte Rechnungszinsanforderungen werden dabei mit der vorhandenen Ertragskraft abgeglichen. Bei diesem Vorgehen werden auch alternative Ergebnisquellen und anteilige Bewertungsreserven berücksichtigt. Mit derzeit 343,74 Prozent bleibt die Quote im Marktschnitt gegenüber dem Vorjahr stabil. Das verfügbare Ertragsprofil der Branche reicht demnach aus, um die bestehenden Rechnungszinsanforderungen fast 3,5-mal finanzieren zu können.