Mehr Transparenz und Verbraucherschutz – das sind die Forderungen, denen sich laut Dr. Jörg von Fürstenwerth, dem GDV-Geschäftsführungsvorsitzenden, die Versicherungswirtschaft künftig zu stellen hat – unabhängig vom Wahlausgang. Zudem dürfe die Evaluierung des LVRG in absehbarer Zeit weiter forciert werden, weswegen sich die Frage nach der zukünftigen Rolle des Versicherungsvertriebs stellt.
Drei Themenblöcke – drei Problemfelder
Der Ausgang der Bundestagswahl hat zweifelsohne hohe Wellen geschlagen. Doch die Herausforderungen, die auf die Versicherungswirtschaft zukommen, wird dieser Ausgang kaum abmildern. Diese wurden kürzlich in einem Hintergrundgespräch des Berliner Assekuranz-Club von 1877 e. V. im Bundesverband der Assekuranz-Führungskräfte skizziert. Unter dem Titel "Aktuelle Themen der Versicherungswirtschaft vor der Bundestagswahl" hatte der seit nunmehr 140 Jahren bestehende Club seine Mitglieder zum Gespräch eingeladen.
Zuerst ging es bei den Gesprächen in Richtung Verbraucherschutz, denn dieser werde in Zukunft transparenter werden müssen, zumal die Verbraucherzentralen laut von Fürstenwerth sehr professionell arbeiten würden. Er geht davon aus, dass sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) künftig verstärkt um den kollektiven Verbraucherschutz kümmern werde.
Im Gegensatz zu anderen europäischen Partnern habe Deutschland im Zuge der Umsetzung der IDD in nationales Recht Verordnungen geliefert. Nun gebe es aber Bestrebungen, deren Umsetzung um ein Jahr zu verschieben. Laut von Fürstenwerth sei Europa derzeit unsortiert und es stelle sich die Frage, wie sich die neue Bundesregierung diesbezüglich verhalten werde. Hinzu kommt, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) noch Verordnungen liefern müsse, auf welche auch der neue Bundestag seine Kontrollrechte wahrnehmen werde.
Rolle und Funktion des Versicherungsvertriebs dürften dann im Zuge der Evaluierung des LVRG ins Blickfeld rücken. Dabei stehe die Provisionsdeckelung zur Diskussion, bei welcher die Politik gefordert sei, mit Augenmaß zu handeln. So führte beispielsweise die signifikante Kürzung von Provisionen bei einem Riester-Anbieter zu einem Absatzeinbruch von 85 Prozent.
Technologischer Wandel und starke Kundschaft
Darüber hinaus müsse sich die Versicherungswirtschaft auch der zunehmenden Geschwindigkeit des technologischen Wandels stellen müssen – ebenfalls unabhängig vom Wahlausgang. Laut von Fürstenwerth seien die Kunden dahin gehend schneller als man selbst, zumal das Wissen der Welt zur freien Verfügung und Preisvergleiche an der Tagesordnung stünden. Diese Transparenz mache Kunden gegenüber den Anbietern noch stärker. Es gab aber auch Optimistisches zu vermelden. So habe das ifo Institut für Wirtschaftsforschung der Branche für 2017 ein starkes Jahr vorausgesagt.